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AutorenbildPatricia Lederer

Neues Verbot für Banken, Sparkassen, Anlageberater

Die EU-Kommission will die Provisionen bei der Geldanlage verbieten. Der Aufschrei in der Finanzszene ist groß, Verbraucherschützer begrüßen den Vorstoß


Steuerbescheid Mustereinspruch

Frankfurt am Main

16. Januar 2023

 

Die EU-Kommission sagt der Finanzszene den Kampf an: Finanzkommissarin Mairead McGuiness will die Provisionen bei der Geldanlage verbieten.


Denn statt unabhängig zu beraten verkaufen Banken, Sparkassen und Anlageberater nicht selten teure und unflexible Geldanlagen. Der Grund: Sie verdienen Geld über Provisionen der Produktanbieter.


Finanzberater verkaufen dem Kunden nicht das beste Produkt, sondern das mit der höchsten Provision.

Die EU-Kommission plant deshalb die Provisionen zu verbieten. Mit der sogenannten Kleinanleger Strategie soll europaweit ein Provisionsverbot gelten. Stattdessen sollen fixe und verkaufsunabhängige Honorare kommen. Dies soll die unabhängige Beratung für Anleger stärken und die Finanzprodukte günstiger machen.


Der Aufschrei in der Finanzbranche ist groß. Helge Lach, Vorsitzender des Verbands deutscher Vermögensberater, kritisiert:


Wenn das Provisionsverbot kommt zieht die Kommission damit einer ganzen Branche den Stecker.

Mehr als 300.000 Arbeitsplätze im Finanzsektor seien in Gefahr. 95 Prozent der Anlageberater würden ihren Job aufgeben. Das Filialsterben der Banken werde dadurch forciert.


Die EU-Kommission hält dagegen: Die Beispiele in den Niederlanden und in Großbritannien hätten die Vorteile gezeigt. Dort besteht das Provisionsverbot bereits. Feste Honorare hätten die Kosten für Verbraucher um bis zu 35 Prozent gesenkt. Im Übrigen sei das Filialsterben eine Folge der Digitalisierung.


Die Kosten der Aufrechterhaltung von Filialen sollten nicht von Kleinanlegern getragen werden.

Verbraucherschützer begrüßen den Vorstoß. Sie fordern seit langem, Provisionen durch feste Honorare zu ersetzen, die vom Verkauf unabhängig sind.


An den Planspielen aus Brüssel ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nicht ganz unbeteiligt. Die BaFin fühlt den Banken seit 2022 in anonymen Testkäufen auf den Zahn. Beim sogenannten Mystery Shopping treten Testkäuferinnen und Testkäufer der BaFin inkognito als Kunden auf und nehmen die Beratung bei der Geldanlage unter die Lupe. Bereits die erste Pilotphase brachte ernüchternde Ergebnisse zur Beratungsqualität.


In die Debatte um das Provisionsverbot hat sich nun auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eingemischt. Er sei sehr besorgt, das Verbot sei ein "bedeutender Rückschritt bei den Bemühungen, das Anlegen auf den europäischen Kapitalmärkten zu stärken".


Auch dieses Argument scheint bei der EU-Kommission keinen Eindruck zu machen. Das Reformpaket zur Kleinanleger Strategie soll bis zum 31. März 2023 kommen.





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